Future Skills – Kompetenzen für die Arbeitswelt von morgen

In einer sich rasant wandelnden Arbeitswelt, geprägt von Digitalisierung, Dekarbonisierung und demografischem Wandel, stehen Unternehmen heute vor neuen Herausforderungen. Die Kompetenzen, die Mitarbeiter benötigen, um erfolgreich zu sein, verändern sich grundlegend. Dies zeigt eine aktuelle Studie der Bertelsmann Stiftung: „Kompetenzen für morgen – Diese Future Skills suchen Unternehmen schon heute“. Laut der Studie sind insbesondere überfachliche Kompetenzen gefragt, die es den Menschen ermöglichen, flexibel, lernfähig und selbstwirksam zu bleiben. Zu den wichtigsten Future Skills gehören:

  • Anpassungsfähigkeit und Selbstmanagement: Mit der steigenden Komplexität in der Arbeitswelt sind Fähigkeiten wie Eigenverantwortung und Flexibilität unerlässlich. Arbeitgeber suchen zunehmend nach Mitarbeiter, die selbstständig und kritisch denken sowie in dynamischen Umgebungen schnell reagieren können.
  • Soziale und kommunikative Kompetenzen: Empathie, Teamfähigkeit und Führungsstärke werden in vielen Berufen immer wichtiger. Vor allem in Bereichen wie Gesundheit und Pflege wird die Nachfrage nach Einfühlungsvermögen und Zusammenarbeit stetig größer.
  • Kreativität und Problemlösungsfähigkeit: Unternehmen setzen auf kreatives Denken, um Innovationen zu fördern und Herausforderungen effektiv zu begegnen.

Die Analyse von 47 Millionen Online-Stellenanzeigen zeigt, dass die Nachfrage nach diesen Kompetenzen stark zunimmt. Interessanterweise suchen Arbeitgeber auf verschiedenen Qualifikationsniveaus nach unterschiedlichen Schwerpunkten bei Future Skills: Während bei Hilfskräften vor allem Anpassungsfähigkeit gefragt ist, stehen bei Experts analytisches und kreatives Denken im Vordergrund.

Insgesamt bestätigt die Studie, dass die Bereitschaft, sich kontinuierlich weiterzuentwickeln und neue Fähigkeiten zu erlernen, der Schlüssel zum Erfolg in der Arbeitswelt von morgen ist. Unternehmen sind gefordert, Lernumgebungen zu schaffen, die es Mitarbeiter ermöglichen, diese Kompetenzen zu entwickeln.

Weitere Informationen zur Studie:

Klemme, L., Noack, M. (2024). Kompetenzen für morgen – Diese Future Skills suchen Unternehmen schon heute. Bertelsmann Stiftung, Gütersloh. DOI 10.11586/2024107.

Kompetenzen für morgen

Diese Future Skills suchen Unternehmen schon heute

Zusammenfassung der Studie – Quelle: | BertelsmannStiftung

Digitalisierung, Dekarbonisierung und demografischer Wandel verändern in immer stärkerem Maße, wie wir arbeiten. Hinzu kommen internationale Krisen in beun- ruhigendem Ausmaß – von der COVID-19-Pandemie über zunehmende Cyber- und Wirtschaftskriege bis hin zur Klimakrise. In dieser von Transformation und Unsicherheiten geprägten Welt ändern sich auch die Kompetenzanforderungen an Beschäftigte. Um hand- lungsfähig, offen, kritisch und selbstwirksam zu blei- ben, brauchen Menschen Future Skills – insbesondere überfachliche Kompetenzen wie Einsatzbereitschaft, Teamfähigkeit und Selbstständigkeit. Wir haben 19 ein- schlägige Future-Skills-Studien nach den am häufigsten benannten Kompetenzen durchsucht: Es sind vor allem Selbstmanagement-Kompetenzen wie Anpassungsfä- higkeit, soziale und kommunikative Kompetenzen wie Einfühlungsvermögen und kognitive Kompetenzen wie kreatives Denken, die als künftig wichtig erachtet wer- den. In der vorliegenden Studie haben wir untersucht, inwiefern diese Future Skills schon heute in Online- Stellenanzeigen häufiger nachgefragt werden und wie die Nachfrage sich nach den beruflichen Anforderun- gen sowie den Berufshauptgruppen der Bundesagen- tur für Arbeit unterscheidet. Die Ergebnisse zeigen:

  •  Viele Arbeitgeber:innen suchen schon heute nach Mitarbeiter:innen mit Future Skills: Insgesamt wächst die Nachfrage nach den in der Literatur be- sonders häufig genannten 19 überfachlichen Future Skills stärker als das Mittel von 47 überfachlichen Kompetenzen aus der europäischen Klassifikation für Fähigkeiten, Kompetenzen, Qualifikationen und Berufe (ESCO).
  • Je höher das berufliche Anforderungsniveau, desto mehr überfachliche Kompetenzen werden gesucht: In den Stellenanzeigen für Hilfskräfte sind es im Jahr 2023 im Schnitt etwas mehr als 5 überfach- liche Kompetenzen, bei den Fachkräften zwischen 6 und 7, bei Spezialist:innen (die in der Regel einen Meister-, Techniker- oder Bachelorabschluss er- fordern) knapp 8 und in Expert:innenstellen (die üblicherweise einen Masterabschluss oder ein Diplom erfordern) etwas mehr als 8. Seit 2019 ist die Nachfrage nach überfachlichen Kompetenzen in allen Anforderungsniveaus gestiegen, besonders stark aber bei den höheren Niveaus.
  • Bei der Analyse einzelner Future Skills lassen sich – trotz gleicher Entwicklung – Unterschiede in der Nachfrage erkennen, die mit dem Anforderungs- niveau korrelieren: Anpassungsfähigkeit wird z. B. besonders häufig von Hilfskräften gefordert – mit 21 Prozent im Jahr 2023 um fünf Prozentpunkte mehr als bei den Expert:innen. Kreatives Denken wird hingegen vor allem von Expert:innen erwartet – mit 20 Prozent um 16 Prozentpunkte häufiger als bei Hilfskäften.
  • Auch mit Blick auf die Berufshauptgruppen gibt es Unterschiede: Die Nachfrage nach kritischem Den- ken wächst zwischen 2019 und 2023 besonders in Marketing- und IKT-Berufen (um jeweils mehr als drei Prozentpunkte), während Einfühlungsvermögen in Gesundheits-, Lehr- und Erziehungsberufen eine immer größere Rolle spielt. Hier steigt die Nach- frage um 4 bis 7 Prozentpunkte.
  • Die Analyse von Online-Stellenanzeigen enthüllt zudem eine deutlich wachsende Nachfrage nach Deutschkenntnissen – vor allem bei Expert:innen (+8,3 Prozentpunkte) und Spezialist:innen (+7,7 Prozentpunkte). Auch die eher klassischen Tugen- den auf dem Arbeitsmarkt sind zunehmend gefragt wie Verlässlichkeit bei Fachkräften (+5,7 Prozent- punkte) oder Sorgfalt vor allem bei Hilfskräften (+8,6 Prozentpunkte). Diese Kompetenzen finden in der eher akademisch geprägten Future-Skills- Debatte bisher kaum Beachtung.

Eine zentrale Frage ist zudem, wie Menschen Future Skills erlernen bzw. entwickeln können, um fit für den Arbeitsmarkt von morgen zu sein. Einige Unternehmen schaffen bereits heute die Voraussetzungen für gute Lernumgebungen. Für eine großangelegte Kompetenz- entwicklung – im Sinne einer Weiterbildungsrepublik – braucht es aber deutlich mehr Anstrengungen. Das Beste wäre, die Grundlagen für Future Skills bereits im Bildungssystem stärker anzulegen.

© Bertelsmann Stiftung, Gütersloh August 2024
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